Ein Studio ist kein Schaufenster. Es ist kein Ort, an dem man sich inszeniert oder zur Schau stellt, sondern vielmehr ein Raum, in dem etwas entstehen darf – behutsam, im eigenen Rhythmus, aus einer inneren Bewegung heraus. Ich denke an ein Atelier, an einen Denkraum, an eine Werkstatt für Ideen, die nicht laut sein müssen, um bedeutend zu sein. Ein Studio ist für mich eine Bühne ohne Zuschauer: ein Ort, der nicht bewertet, sondern aufnimmt – ein Raum, der es erlaubt, Dinge ernst zu nehmen, noch bevor sie in der Außenwelt überhaupt Form annehmen dürfen.
Das Wort „Studio“ fühlt sich für mich leise an. Es trägt etwas Lichtes in sich, wie ein später Nachmittag, an dem Notizen neben einer halbleeren (oder halbvollen) Kaffeetasse liegen und Zeit nicht nach Effizienz, sondern nach Tiefe fragt. Hier darf etwas sein, ohne sofort erklären zu müssen, warum. Hier ist Raum für Wiederholung, für Nuancen, für das, was sonst zu wenig Platz bekommt – weil es sich nicht in ein Format pressen lässt.
Und dann: Spektrum.
Ein Begriff, der mich innehalten lässt – weil er so viel gleichzeitig meint. Er verlangt Genauigkeit und schenkt doch Freiheit. Spektrum bedeutet für mich nicht entweder oder. Nicht funktional oder auffällig, nicht sichtbar oder unsichtbar. Sondern: so wie es gerade ist. So wie ich bin. Er steht für Vielfalt, für Übergänge, für das Dazwischen. Für die Erinnerung daran, dass Autismus nicht aussieht, sondern erlebt wird – individuell, vielschichtig, wandelbar. Dass es kein Schema gibt, in das man hineinpassen müsste. Sondern Erfahrungen, die Bedeutung tragen, auch wenn sie still sind.
Ich habe mich ganz bewusst gegen einen Namen entschieden, der Autismus explizit benennt – nicht, weil ich ihn verstecken möchte, sondern weil ich ihm Raum geben will. Denn Studio Spektrum soll kein Ort sein, der definiert, sondern einer, der spiegelt. Kein Etikett, sondern eine Einladung zur Wahrnehmung. Vielleicht auch ein Gegenentwurf zu all den Begriffen, die schneller urteilen als verstehen.
Studio Spektrum ist mein Rückzugsort im Digitalen. Ein Schreibraum, ein Denkraum – und vielleicht auch ein stiller Treffpunkt für jene, die sich zwischen den Polen bewegen. Zwischen Klarheit und Chaos. Zwischen Reizoffenheit und Rückzug. Zwischen dem, was sie spüren, und dem, was sie leisten sollen. Vielleicht ist es auch ein Ort für genau jene Stimmen, die sich oft nicht trauen, laut zu sein, weil sie gelernt haben, dass das Leise zu oft überhört wird – obwohl es so viel zu sagen hätte.
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